Schwimmhalle Riemerling: Viele Zahlen und Argumente liegen auf dem Tisch, die Entscheidung ist noch offen

Seit zwei Jahren diskutiert Hohenbrunn über die Schwimmhalle in Riemerling – über Sanierung oder Neubau, alternative Standorte, Wettkampftauglichkeit, Finanzierungsmodelle, Gebühren und Eintrittsgelder, Investitionskosten und Betriebskosten. Es gab Präsentationen, Informationsveranstaltungen, vertrauliche und öffentliche Gespräche, runde Tische, Sondersitzungen. Eine Entscheidung wurde bisher nicht getroffen.Nach den Wünschen der Schwimmer im TSV Hohenbrunn-Riemerling soll eine größere Schwimmhalle als bisher geplant werden, die sechs statt bisher fünf Bahnen hat. Die aktuelle Baukostenschätzung liegt bei 9,14 Mio Euro. Zieht man eine mögliche Förderung durch die Regierung von Oberbayern ab, bleiben (Stand Mai 2015) noch etwa 7,17 Mio Euro übrig, die Hohenbrunn zu finanzieren hätte.

Mit 2 Mio Euro Sponsorengeldern, die der ehemalige Vorsitzende des TSV in Aussicht gestellt hatte, rechnet inzwischen niemand mehr. Und um eine Mitfinanzierung durch andere Gemeinden hat sich Hohenbrunn bisher nicht ernsthaft bemüht, dabei kommen Schulen aus fünf Nachbargemeinden zum Schulschwimmen nach Riemerling. Unterschiedliche Kooperationsmöglichkeiten wären hier denkbar. Ein Antrag unserer Fraktion vom November 2014, mit dem Schulverband der Carl-Steinmeier-Mittelschule über die Übernahme der Turn- und Schwimmhalle durch den Schulverband zu verhandeln, wurde von allen anderen Fraktionen abgelehnt. Ein zweiter Anlauf, über eine Neuverhandlung der Gebühren zu einer Mitfinanzierung der Nachbargemeinden zu kommen, ist beantragt, aber noch nicht entschieden.

Eine Millioneninvestition dieser Größenordnung wäre nach unserer Überzeugung nur vertretbar, wenn alle Bürgerinnen und Bürger wieder täglich die Möglichkeit hätten, in der Halle zu schwimmen. Neben Schulschwimmen sowie Training und Kursen der Schwimmabteilung des TSV müsste das Öffentlichkeitsschwimmen wieder einen festen Platz und breiteren Raum bekommen. Denn alle Bürger würden für diese Großinvestition herangezogen, sie müssten gegebenenfalls Steuererhöhungen tragen oder auf die Realisierung anderer Projekte lange warten, womöglich auch ganz verzichten.

Drei Gruppen von Nutzern einer neuen Schwimmhalle sind zu berücksichtigen: die Schulen in Hohenbrunn und aus mehreren Nachbargemeinden, die Schwimmabteilung des TSV und die allgemeine Öffentlichkeit. Für diese Dreifachnutzung ermittelt die Gemeindeverwaltung ein jährliches Defizit von 464.500 Euro, sie geht von folgender Prognoserechnung aus:

Gebühreneinnahmen Schulschwimmen (heute rd. 58.000 €) 100.000 €
Eintrittsgelder Öffentlichkeitsschwimmen (heute 0 €) 55.000 €
Betriebskosten – 368.000 €
Instandhaltung – 60.000 €
Personalkosten – 191.500 €
= Defizit pro Jahr – 464.500 €
Hinzu kommen noch (geschätzt):
Leistungen der Verwaltung, Bauhof, etc. für den Schwimmbetrieb – 50.000 €
Finanzierungskosten – 300.000 €
Abschreibung (auf 30 Jahre) – 300.000 €
= Gesamtdefizit pro Jahr – 1.114.500€

Die Gemeinde müsste also den Schwimmbadbetrieb mit deutlich mehr als 1 Mio Euro jährlich subventionieren.

Ein siebenstelliges Defizit wäre für Hohenbrunner Verhältnisse außerordentlich, ja bedenklich hoch. Nicht einmal bei unseren zentralen kommunalen Pflichtaufgaben (etwa Kindergarten und Kinderkrippe, Grundschulen, Straßenunterhalt oder Wasserversorgung) sind derart hohe Zuschussbeträge notwendig, wenngleich auch dort die laufenden Einnahmen nicht kostendeckend sind.

Diejenigen, die einen Schwimmbadneubau ohne wenn und aber befürworten, sagen, es gehe nicht darum, ob wir uns ein neues Schwimmbad leisten können, sonder darum, ob wir uns ein neues Schwimmbad leisten wollen. So einfach ist es aber nicht! Gesamtkosten und Einnahmemöglichkeiten eines künftigen Schwimmbadbetriebes müssen auf den Prüfstand. Können die Einnahmen aus dem Schwimmbetrieb gesteigert werden? Können Kosten eingespart werden?

Für das Vereinsschwimmen wird es auch weiterhin kein Nutzungsentgelt geben und die Eintrittspreise für die Allgemeinheit müssten deutlich unter denen des attraktiven Ottobrunner Freizeitbades liegen, um konkurrenzfähig zu sein. Es bleiben die Gebühren für das Schulschwimmen, mit denen ein nennenswerter Kostendeckungsbeitrag erzielt werden müsste. Die Kosten des laufenden Betriebs (Sach- und Personalkosten, einschl. interner Verrechnung), die Instandhaltungskosten, die Abschreibung sowie die Finanzierungskosten, die durch das Schulschwimmen entstehen, müssten durch entsprechende Gebühreneinnahmen gedeckt werden. Andernfalls subventionieren wir nicht nur den Schwimmunterricht unserer Hohenbrunner SchülerInnen, sondern auch den der Kinder und Jugendlichen aus den Nachbargemeinden – das kann nicht sein.

Potenzial für Kosteneinsparungen sehen wir hingegen kaum. Im Gegenteil – es ist zu befürchten, dass die bisherige Kostenschätzung für den Neubau allein wegen der Baukostensteigerung in den kommenden Jahren nicht Bestand haben wird und auch die Betriebskostenschätzungen sind Momentaufnahmen, die noch keine Preisentwicklung einkalkulieren.

Weil die Schwimmbadentscheidung und ihre Konsequenzen weit in die Zukunft hinein reichen, stellen sich weitere Fragen. Was geschieht, wenn die momentane konjunkturelle Schönwetterlage vorbei ist und die Gemeinde mit geringeren Einnahmen auskommen muss? Welche weiteren Ausgaben kommen in den nächsten Jahren auf Hohenbrunn zu? Allein die Mitfinanzierung der Gymnasien im Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen und der Mittelschule im Carl-Steinmeier-Schulverband werden mehrere Hunderttausend Euro mehr pro Jahr kosten. Darüber hinaus gibt es neben Bauprojekten, die bereits begonnenen wurden (Sanierung und Erweiterung von Bauhof und Feuerwehrhaus) eine lange Hohenbrunner Wunschliste. Neue Turnhalle, barrierefreier Bahnhof, Räume für die Mittagsbetreuung auf dem neuen Schulcampus, Ersatz der Halle K, die der Weiterentwicklung des Gewerbegebietes Hohenbrunn weichen muss – gleichermaßen wichtige und zumindest zum Teil unverzichtbare Vorhaben. Unsere aktuell gut gefüllten Rücklagen von über 11 Mio Euro werden dafür in wenigen Jahren geplündert sein.

Eine Entscheidung gegen ein neues Schwimmbad wäre ein harter Schlag, womöglich sogar das Aus für die Riemerlinger Haie. Die Leistungssportler würden von anderen Vereinen umworben, alle anderen Schwimmer müssten in die Hallenbäder in Ottobrunn oder München ausweichen. Das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir müssen uns aber auch fragen, was wäre die andere Seite der Medaille. Wird kein neues Hallenbad gebaut, dann hätten wir “mehr Luft“ für andere Zukunftsprojekte. Und wenn man mit den Leuten spricht, stellt man fest, der Ideenwettbewerb läuft bereits: eine Turnhalle, die nicht nur die Mindestanforderungen einer Schulturnhalle erfüllt und fast allen TSV-Abteilungen zugute käme, eine Begegnungsstätte für alle Bürger und alle Vereine, Investitionen in Energiewende und Klimaschutz.

 

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